Ein Vergleich von Mepilex und konventionellen Wundverbänden
Patienten mit chronischen Wunden, die mit atraumatischen Wundverbänden wie Mepilex® behandelt wurden, berichteten weniger Schmerzen und Stress beim Verbandswechsel als Patienten, die mit konventionellen Verbänden behandelt wurde.
Die Auswirkungen von atraumatischen im Vergleich zu konventionellen Wundverbänden auf Schmerzen und Stress
Upton, D., Solowiej, K. Journal of Wound Care 2012;21(5):209-215
- Wundschmerz kann signifikant zu Stress beitragen. Viele Studien zu Biopsie- sowie chirurgischen und chronischen Wunden haben gezeigt, dass schmerzinduzierter Stress zu einer verzögerten Wundheilung führen kann.
- Zusätzlich zum Wundschmerz selbst können auch Schmerzen durch die kontinuierliche Wundbehandlung sowie antizipatorischer Schmerz entstehen.
- Schmerzen, die durch das Entfernen und erneute Applizieren von Verbänden verursacht werden, tragen erwiesenermaßen wesentlich zum Wundschmerz bei.
- Patienten können im Gegensatz zu konventionellen Verbänden von atraumatischen Wundverbänden profitieren, da schmerzinduzierter Stress nachweislich die Heilungsraten chronischer Wunden verringert.
- Daher muss die sorgfältige Auswahl des richtigen Wundverbands einen wesentlichen Teil der empfohlenen individuellen Schmerzmanagementpläne ausmachen.
- Atraumatische Wundverbände, z. B. aus weichem Silikon, nutzen Technologien, die ein Verkleben mit dem Wundbett verhindern.
- Es wird angenommen, dass Patienten, die im Rahmen ihrer Behandlung atraumatische Wundverbände erhalten, weniger Schmerzen beim Verbandswechsel erleiden als bei konventionellen Verbänden.
Ziele
Untersuchen, ob die verschiedenen Verbandstypen Auswirkungen auf die von Patienten mit chronischen Wunden verspürten Schmerz- und Stressintensitäten haben.
Methoden
- Diese forschende Studie wurde durchgeführt, um mögliche Unterschiede zwischen den berichteten Schmerz- und Stressintensitäten im Zusammenhang mit der Verwendung von atraumatischen und konventionellen Wundverbänden bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Wunden zu identifizieren.
- Es wurden folgende psychologische Messverfahren verwendet:
- Die Perceived Stress Scale (PSS)
- Das State Trait Anxiety Inventory (STAI)
- Eine numerische Stressbewertungsskala
- Während des Verbandswechsels wurden jedem Patienten laut die PSS- und STAI-Fragebögen vorgelesen. Die Antworten wurden von einem Mitglied des Forschungsteams aufgezeichnet.
Ergebnisse
- Von 49 Patienten mit chronischen Wunden waren 53 % männlich (n = 26) und 47 % weiblich (n = 23). Die Patienten waren zwischen 38 und 95 Jahren alt. Das Durchschnittsalter betrug 69,1 ± 14,1.
- Die Wundtypen hatten verschiedene Ursachen und wurden entweder mit atraumatischen Wundverbänden wie Mepilex oder konventionellen Wundverbänden wie Biatain®* oder Aquacel®* Ag behandelt (Tabelle 1).
*Aquacel ist eine eingetragene Marke von ConvaTec Inc. Biatain ist eine eingetragene Marke von Coloplast A/S.
Tabelle 1. Wundursache
Wundtyp | Atraumatisch n (%) | Konventionell n (%) |
Venöses Beingeschwür | 3 (30 %) | 5 (13 %) |
Anderes Beingeschwür | 2 (20 %) | 5 (13 %) |
Diabetisches Fußgeschwür | 1 (10 %) | 15 (38 %) |
Anderes Fußgeschwür | 4 (40 %) | 8 (21 %) |
Andere chronische Wunde | - | 6 (15 %) |
Gesamt | 10 | 39 |
- Bei den mit konventionellen Wundverbänden behandelte Patienten waren die numerischen Schmerzintensitäten (p unter 0,05), die numerischen Stressintensitäten (p unter 0,05) und die GHR (p unter 0,05) beim Verbandswechsel im Vergleich zur Gruppe mit atraumatischen Verbänden signifikant höher.
- Obwohl die Unterschiedene bei den physiologischen Messungen nicht signifikant waren, waren die Ergebnisse der durchschnittlichen Herzfrequenz (75,62 ± 14,05), des systolischen Blutdrucks (137,82 ± 17,03), des diastolischen Blutdrucks (69,13 ± 12,91) und des Speichelcortisols (0,17 ± 0,09) in den Kategorien mit konventionellen Wundverbänden höher als in denen mit atraumatischen Wundverbänden (Tabelle 2).
Tabelle 2. Durchschnittliche psychologische und physiologische Schmerz- und Stress-Scores für Patienten mit atraumatischen und konventionellen Wundverbänden
Schmerz-/Stressmessungen | Atraumatisch | Konventionell |
STAI | 38,40 ± 15,62 | 33,1 ± 11,16 |
PSS | 24,60 ± 10,08 | 22,72 ± 9,17 |
Numerische Schmerzintensität | 1,43 ± 0,98* | 3,66 ± 3,13* |
Numerische Stressintensität | 2,00 ± 0,58* | 3,63 ± 2,66* |
Herzfrequenz | 69,11 ± 7,53 | 75,62 ± 14,05 |
Atemfrequenz | 16,86 ± 8,17 | 16,09 ± 1,95 |
Systolischer Blutdruck (BD) | 125,70 ± 12,23 | 137,82 ± 17,03 |
Diastolischer Blutdruck (BD) | 64,22 ± 11,56 | 69,13 ± 12,91 |
Galvanische Hautreaktion (GHR) | 19,76 ± 5,42* | 33,15 ± 16,32 |
Speichelcortisol | 0,13 ± 0,03 | 0,17 ± 0,09 |
*Unterschied zwischen Gruppen statistisch signifikant bei p unter 0,05
STAI = State Trait Anxiety Inventory; PSS = Perceived Stress Scale
- Zusätzlich zu den erhöhten physiologischen Indikatoren für Stress bei den Patienten mit konventionellen Wundverbänden wiesen die subjektiven Intensitäten von akutem Schmerz und Stress in der Gruppe mit konventionellen Wundverbänden ebenfalls auf mehr Schmerzen und Stress beim Verbandswechsel hin (Abbildung 1).
- Die Stress-Scores bei PSS und STAI waren relativ ähnlich bei Patienten, die beide Arten von Wundverbänden bekamen. Die durchschnittlichen PSS-Scores lagen bei den Patienten mit atraumatischen Wundverbänden bei 24,60 ± 10,08 und bei den Patienten mit konventionellen Verbänden bei 22,72 ± 9,17. Der maximale PSS-Score lag bei 56.
- Die durchschnittlichen Scores für unterschwellige Angst beim Verbandswechsel lagen bei den Patienten mit atraumatischen Wundverbänden bei 34,90 ± 11,41 und für akute Angst beim Verbandswechsel bei 38,40 ± 15,62. In der Gruppe mit konventionellen Wundverbänden betrugen die Scores für Eigenschaftsangst im Vergleich dazu bei durchschnittlich 33,21 ± 11,20 und für akute Angst beim Verbandswechsel bei 33,31 ± 11,16 auf dem STAI. Der maximale Score lag bei 80.
- Die durchschnittlichen Niveaus für unterschwelligen Stress lagen auf der PSS bei 24,60 ± 10,08 (Gruppe mit atraumatischen Wundverbänden) und 22,72 ± 9,17 (Gruppe mit konventionellen Wundverbänden) und auf dem STAI bei 34,90 (Gruppe mit atraumatischen Wundverbänden) sowie 33,21 (Gruppe mit konventionellen Wundverbänden).
- Diese Ergebnisse legen nahe, dass, obwohl die akuten Schmerz- und Stressepisoden bei den Patienten mit atraumatischen Wundverbänden viel kürzer waren, auch Faktoren im Zusammenhang mit der allgemeinen Erfahrung des Lebens mit einer chronischen Wunde zu unterschwelligen und kontinuierlichen Stress- und Angstzuständen beitragen können.
Schlussfolgerung
- Patienten, die im Rahmen ihrer Wundversorgung atraumatische Wundverbände erhielten, erfuhren signifikant geringere subjektive Folgen akuten Schmerzes und Stresses beim Verbandswechsel als Patienten, die mit konventionellen Wundverbänden behandelt wurden.
- Die Gruppe mit atraumatischen Wundverbänden zeigte reduzierte Anzeichen von akutem Stress im Vergleich zur Gruppe mit konventionellen Wundverbänden, darunter eine niedrigere Herzfrequenz, ein geringer systolischer und diastolischer Blutdruck, eine geringere GHR und ein geringeres Speichelcortisolniveau beim Verbandswechsel.
- Insgesamt unterstützen die Ergebnisse dieser Studie die Annahme, dass eine sorgfältige Auswahl des Wundverbands zu einer Reduzierung des akuten Schmerzes und Stresses beitragen kann, was zu einer allgemeinen Verbesserung der Wundversorgungserfahrung führen kann. Diese Ergebnisse können sich auch auf die Kosten der Wundversorgung auswirken.